GABRIELA: Weißt du was, ich fahre im Sommer nach Wien! Ich gehe mit meinem Chef, wir müssen ein Theaterstück sehen, das wir im September in Madrid am CDN präsentieren. Denkst du, ich kann mit ihnen auf Deutsch sprechen? Ich meine, mit den Leitern des Festivals... Denn die Schauspieler sind aus Brasilien.
ALBERTO: Ich glaube, du kannst das sehr gut machen. Also, du kannst dich gut verständigen, auch wenn du nicht perfekt Deutsch sprichst.
Ja, ich weiß. Das ist besser als Null!
Natürlich! Wann ist die Reise?
Ich weiß es nicht, ich denke im Juni.
Dann hast du Zeit, Deutsch zu üben, und wir können im Unterricht speziell daran arbeiten.
Das ist vom 10. Mai bis 16. Juni. Das Stück heißt Julia.
Ach so!
Ich habe einen Onkel in Österreich, er lebt in der Nähe vom Bodensee. Ich kann ihn und seine Frau besuchen. Ah, und ihre Katzen! Onkel Arnaldo ist der Cousin von meiner Mutter.
Okay, Gabriela, ich möchte dich ein paar Sachen fragen... Ich spreche gerade mit anderen Schülern über Tourismus. Du kennst Berlin, oder?
Ja! Ich habe zwei Jahre dort gelebt.
Also, du warst keine Touristin...
Nein, als ich nach Berlin gegangen bin, habe ich viele Deutsche kennen gelernt, eine Arbeit gesucht... Ich habe bei zwei Theatern gearbeitet, das erste Mal in einem kleinen Theater mit einem Stück von Ionesco: Hambre y sed... Hunger und Durst. Ich habe viele Sachen gemacht, aber meine Lieblingstätigkeit war mit den Requisiten, also, utilería heißt das auf Spanisch. Snobs sagen oft utillería, aber das ist nicht üblich. Danach habe ich an einer komischen Oper gearbeitet, Orlando, von Haendel. Das war super, weil viele Leute zusammen gearbeitet haben, und mich interessierte alles. Da konnte ich noch kein Deutsch, aber ich machte meine Arbeit sehr gut, denn die Arbeit am Kreuzberger Theater war sehr einfach. Die Mitarbeiter der Requisitenabteilung hatten wenig Arbeit, weil ich alle Listen selbständig erstellte - aber natürlich auf Spanisch! Am Ende haben sie mir ein großes Geschenk gemacht: ein paar Flaschen Champagner mit Champagner-Gläsern und Pralinen, das war toll! Ich habe auch viele Freunde gemacht.
Schön! Sag mal, hast du in Berlin spanische Touristen kennengelernt oder beobachtet?
Ich habe viele gesehen und ihnen geholfen, aber keine kennengelernt.
Wobei hast du ihnen geholfen?
Bei der Orientierung in der Stadt, und ich habe ihnen Sachen empfohlen, Information gegeben. Auch meine Familie und viele Freunde haben mich besucht. Für sie habe ich alles eingeplant, ich musste jeden Tag zur Volkshochschule gehen und Sergio musste arbeiten, also waren sie von Montag bis Freitag allein .
Und wie waren die spanischen Touristen, die du gesehen hast? Was für Leute?
Also, die meisten habe ich am Brandenburger Tor kennengelernt, sie sind im Zentrum spaziert. Sie interessieren sich für Prenzlauer Berg, für den Mauerpark... Viele Spanier sind in letzter Zeit nach Berlin gegangen. Jetzt gibt es weniger spanische Touristen und mehr Migranten.
Hat dich einmal der Tourismus in Berlin gestört, etwa weil es so viele Leute gibt oder so?
Nein, Tourismus bedeutet viel Geld für die Stadt, und mich persönlich hat er mich nie gestört, die Leute sind nett, freundlich. Deutsche sind immer freundlich zu den Touristen, und immer höflich (manchmal zu höflich), aber zu den Migranten sind einige nicht so freundlich, vor allem in den Behörden mit dem Papierkram und so... Ich habe die Formulare oft auch nicht verstanden, das ist keine normale Sprache.
Stimmt, das ist Amtsdeutsch oder Beamtendeutsch!
Wenn man die Fristen für Anträge und so nicht einhält, kann man große Probleme bekommen. Oder die GEZ-Gebühr für Fernsehen und Radio! Meine Lehrer an der Schule haben mich beraten, dass ich die Tür nicht öffnen soll, weil man das kontrolliert! Das konnte ich nicht verstehen, ich habe nur spanisches Fernsehen geschaut, kein deutsches...
Ja, das mit der Fernsehgebühr ist für SpanierInnen sehr komisch.
Und die Mietsverträge für Wohnungen waren total kompliziert. Telefonverträge konnte ich nicht verstehen, ich musste sie fünmal lesen. Zum Glück waren meine Freunde Frauke und Helmut immer für mich da und haben mir bei allem geholfen! Morgen habe ich ein Skype-Treffen mit ihnen!
Wirklich?
Ja, denn so haben wir auch nonverbale Kommunikation, und ich kann die Katzen von Frauke sehen, die sind so süß. Und meine Katze Tea spricht mit Frauke, wie mit meiner Mutter. Das ist merkwürdig, denn meine Katze ist nur nett zu mir und zu einigen anderen Frauen: Mit den Männern verträgt sie sich nicht gut, wegen ihrer tiefen Stimmen!
Echt? Das ist ja witzig!
Ja, wenn Männer nach Hause kommen, versteckt sie sich unter den Kissen im Sofa. Da merkt man gar nicht, dass eine Katze da ist. Ich kann dir ein Foto zeigen, schau mal!
Ach Kätzchen, wie süß! Kannst du es mir per E-Mail schicken?
Ja, klar! ... Fertig!
Toll! Also, wir zeigen hier das Bild:
Sie ist total niedlich! Gabriela, ich danke dir für das Gespräch.
Danke auch. Endlich Freitag!
Ja, schönes Wochenende!
Dir auch.
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